Dienstag, 31. Januar 2006

Begabtenförderung ist eine Notwendigkeit!

Die Bestandsaufnahme der schulischen Begabtenförderung in Europa macht eines deutlich: Begabtenförderung ist eine Notwendigkeit! Deutlicher denn je wird jetzt erkannt, dass diesbezüglich ein Nachholbedarf besteht. Begabungsforschung und Begabtenförderung werden zunehmend akzeptiert.
Im folgenden werden drei Ansatzpunkte als Prioritäten genannt, deren Umsetzung aus Sicht der Autoren erforderlich sind, um die notwendigen Schritte in der Begabtenförderung nicht nur eines Landes, sondern aller europäischen Länder effektiv weiter zu entwickeln.
1. Die Situation der Begabtenförderung ist in der Praxis durch eine gemeinsame Bedürfnislage gekennzeichnet: eine Schulung des Lehrpersonals und allen, die sich mit begabten Kindern und Jugendlichen befassen, ist für eine effektive Begabtenförderung unerlässlich. Obwohl dieses Defizit in fast allen Ländern angemahnt wird, scheint diese Hürde größer zu sein, als dass sie unter den herrschenden Umständen und mit den bestehenden Mitteln gemeistert werden könnte. Eine intensive Begleitung und aktive Organisation sowie eine Qualitätssicherung ist sicherlich nicht nur auf Landesniveau, sondern auch auf Europaniveau dringend erforderlich.

2. Der direkte Vergleich der schulischen Begabtenförderung der Länder, so wie sie in dieser Bestandsaufnahme ermöglicht wird, gibt Einsicht in die Identität des eigenen Landes und hebt die Vielfältigkeit der Umsetzungsmöglichkeiten der schulischen Begabtenförderung hervor. Dieses
Privileg, von einander und miteinander zu lernen, sollte im Zuge der Europäisierung auch den neuen EU Ländern nicht vorenthalten werden. Es erscheint uns daher ratsam, eine Bestandsaufnahme, wie sie im vorliegenden Bericht niedergelegt wird, in naher Zukunft mit allen europäischen Ländern durchzuführen. Der Reichtum des Wissens, der sich auch bei den Beteiligten der Bestandsaufnahme während der Datenerhebung nicht nur über die anderen Länder, sondern auch über das eigene Land gebildet hat, zeigt uns, dass die Form und Methode der Datenerhebung, die dem vorliegenden Bericht zugrunde
liegt, als äußerst effektiv einzustufen ist. Aus dem Kreis der Korrespondenten wurde mehrfach betont, dass eine regelmäßige Aktualisierung und Folgeerhebung der Daten sehr wünschenswert ist. Die erhobenen Informationen sollten dann über einer Internetdatenbank zur Verfügung gestellt werden. Regelmäßige Korrespondententreffen wären aus unserer Sicht eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung dieses Gedankens. Wünschenswert währe es, dass Korrespondententreffen jeweils an einem anderen Ort durchgeführt werden. Außerdem sollte die Datenerheben standardisiert werden, ausgehend von der jetzt angewandten Methode. Dies würde nicht nur den Vergleich der Länder ermöglichen, sondern auch die Entwicklung der Begabtenförderung über die Zeit dokumentieren. Damit würde ein Grundstein für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Begabtenförderung gelegt werden.

3. Die wissenschaftliche Arbeit, das heißt auch die Grundlagenforschung zum Thema Begabtenförderung, wird auf europäischem Niveau kaum im direkten Austausch diskutiert. Die Förderung der europäischen Vernetzung nicht nur zwischen Schulen, sondern auch im wissenschaftlichen Bereich ist Grundlage für das Lernen vom anderen Land und dessen
Einfallsreichtum. Wissenschaftliche Nachwuchsförderung durch europäische Projekte und „European (Junior) Research Workshops on Giftedness“ würden einen wichtigen Beitrag zum kulturellen und wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch liefern. Dazu sollte geklärt werden, ob hierfür EU Gelder zur Verfügung gestellt werden können. Abschließend muss betont werden, dass trotz großer Fortschritte vieler Aktivitäten im Bereich der Begabtenförderung und Weiterbildung hervorgehoben werden muss, dass die Gefahr für einen
„Wildwuchs“ da ist, den es zu vermeiden gilt. Um Güte und Qualität der erforderlichen Förder- und Weiterbildungsmaßnahmen zu gewährleisten, gilt es verbindliche Gütekriterien aufzustellen.

Fördermaßnahmen/Hochbegabung in Europa

DE - Deutschland

In Deutschland werden eine Vielzahl von Fördermaßnahmen umgesetzt.
Neben der vorgezogenen Einschulung [ISCED Niveau 1] und dem Überspringen von Klassen [ISCED Niveau 1-3] besteht an innerschulischen Fördermaßnahmen die Möglichkeit einer teilzeitlichen Teilnahme an höheren Klassen [ISCED Niveau 1-3] und einer klassenweisen Akzeleration [ISCED Niveau 2 & 3]. Die verschiedenen Akzelerationsmaßnahmen werden in den Ländern in unterschiedlichsten Modellansätzen erprobt und teils auch flächendeckend umgesetzt. Zudem werden Arbeitsgemeinschaften sowie Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen oder/und nichtkommerziellen Unternehmen [ISCED Niveau 1-3] organisiert.
Eine weitere übliche Form der Förderung begabter Kinder wird mit Hilfe von extra-curricularem Lehrstoff realisiert [ISCED Niveau 0-3]. Darüber hinaus finden regelmäßig innerschulische Wettbewerbe statt. Zudem kann schulpsychologische Begleitung in Anspruch genommen werden [ISCED Niveau 1 & 2].
Im außerschulischen Bereich werden zu unterschiedlichsten Themen und von unterschiedlichen Anbietern Sommercamps veranstaltet [ISCED Niveau 1-3]. Des weiteren werden begabte Schüler in einer Anzahl von Wettbewerben gefordert und gefördert [ISCED Niveau 1-3]. Im Rahmen dieser Wettbewerbe wird eine Vielzahl von Festivals veranstaltet. In Einzelfällen wird die Teilnahme an
Kursen bzw. Sommerkursen auf ISCED Niveau 4-6 ermöglicht.
Schließlich gibt es in etlichen Städten Deutschlands seit längerem spezielle Sonderförderzweige und Schulen für intellektuell begabte Kinder und Jugendliche. In Ostdeutschland gehen diese z. T. auf die Tradition der „Spezialschulen“ in der ehemaligen DDR zurück. In den letzten Jahren
nahmen mehrere neue Schulprojekte ihre Arbeit auf. Darüber hinaus gibt es Spezialschulenmit den Schwerpunkten Musik und Sport.

AT - Österreich
In den letzten Jahren haben sich in Österreich einige Modelle zur Begabtenförderung an Schulen etabliert.
In Wien wurden z.B. spezielle Förderklassen für Begabte an der „Sir-Karl-Popper-Schule“ und der „Schumpeter-Handelsakademie“ eingeführt. Diese Art der Förderung ist an weiteren Schulen in der Planungsphase.
In einigen Schulen findet binnendifferenzierter und individuell orientierter Unterricht statt. Im Primarstufenbereich wird dies im Rahmen von „Multilevel Unterricht“ verwirklicht. Im Sekundarstufenbereich findet innere Differenzierung und individueller Unterricht vor allem durch „Time out“-Klassen oder Wahlfächer statt. Als weitere Fördermaßnahmen werden themenorientierte „pull out“ Kurse organisiert. Zudem bieten Schulen in Kooperation mit verschiedenen Instituten „Lernwerkstätten“, „Begabungszentren“ und Kurse für Kreativität an. Diese Fördermaßnahmen sind unter dem Namen „Plus-Kurse“ bekannt und vor allem im Sekundarstufenbereich verbreitet.
Innerhalb der Schulen werden eine Anzahl Kurse eingerichtet. Neben Sprachkursen und naturwissenschaftlichen Kursen besteht zudem ein Angebot, um musikalisches und sportliches Talent zu fördern. Das traditionelle Unterrichtsschema wird durch den sogenannten „Atelierbetrieb“ersetzt, d.h. das Kursangebot richtet sich nach den Interessen der Schüler.
„Offener Unterricht“ ist zur Zeit an 60 Wiener Schulen in der Probephase. In diesem Zusammenhang werden Lehrer zu den Themen „individueller Unterricht“ und „Identifizierung von begabten Underachievern“ gesondert geschult.
Obwohl das Überspringen von Klassen auf den Schulniveaus [ISCED 1-3] ermöglicht wird, zeigt sich, dass dies vor allem im Primarstufenbereich üblich ist. „Schnupperspringen“, das heißt die Teilnahme an höheren Klassen oder Kursen, wird ermöglicht, um den Lernbedürfnissen des Schülers besser gerecht werden zu können. Eine mögliche Vorversetzung (Überspringen) ist somit
kontrolliert möglich. Schülern der gymnasialen Oberstufe wird die Teilnahme an Kursen einer Universität ermöglicht.
In Grundschulen [ISCED Level 1] stehen individuelle Mentoren zur Verfügung.
Psychologische Begleitung wird auf ISCED Level 1-3 geleistet.
In Österreich nehmen regelmäßig Schüler des Sekundarbereiches [ISCED Level 2-3] an regionalen und nationalen Wettbewerben in Sprachen, Mathematik, Naturwissenschaft und Sport, sowie an internationalen Wettbewerben in Mathematik, Physik und Chemie, teil.
Des weiteren finden in Österreich Festivals, Ausstellungen und Aufführungen von und für begabte Kinder statt. Zielgruppe ist hier vor allem der Sekundarstufenbereich [ISCED Level 2-3].
Außerdem gibt es für den Primar- und Sekundarbereich jährlich ca. 15 Sommercamps.
Österreich hat einige Spezialschulen für den nich-intellektuellen Bereich, die begabten Kindern offen stehen. Diese Schulen versorgen vor allem Schüler auf hohem Schulniveau [ISCED Level 3].

BE - Belgien (Flandern)
Obwohl die vorgezogene Einschulung auf ISCED Niveau 1 – 3 und das Überspringen von Klassen auf ISCED Niveau 0, 1 & 3 durch Richtlinien geregelt ist, ist das Überspringen von Klassen als schulinterne Fördermaßnahme eher ungewöhnlich. Auf Vorschul- und Grundschulniveau [ISCED Niveau 0 und 1] werden Kinder zu Förderzwecken teilweise aus zwei Jahrgängen in einer Klasse zusammen unterrichtet.
In etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Grundschulen wurden bis jetzt sogenannte „Kanguroo Klassen“ eingerichtet, in denen begabte Schüler aus unterschiedlichen Klassen und mit unterschiedlichem Alter ca. vier Stunden in der Woche zusammen unterrichtet werden und anspruchsvolle Aufgaben bearbeiten.
In weiterführenden Schulen steigt das Interesse an Begabtenförderung ebenfalls. Auf experimentellem Niveau werden hier Modelle der „Curriculum-Komprimierung“ und „Vertiefung“ ausprobiert. Einige andere Schulen experimentieren mit verstärktem Selbststudium. In der dadurch frei werdenden Zeit können vertiefende Aktivitäten durchgeführt werden.
Im außerschulischen Bereich können begabte Schüler aus weiterführenden Schulen an Wettbewerben mit verschiedenen Schwerpunkten wie „Kunst“, „Sport“, „Intellektualität“ oder „Sozialer Allgemeinnutzen“ teilnehmen.
Die Elternvereinigung „Bekina“ bietet in den Schulferien zu einigen Themen Sommercamps für begabte Schüler an. Schüler auf ISCED Niveau 0, 1 und 3 können daran teilnehmen.
Das “Institute of Knowledge Management” ist eine spezielle Schule, die sich hochbegabter Schüler auf ISCED Niveau 2 annimmt, die im regulären Schulsystem aufgrund einer mit ihrer Hochbegabung assoziierten Verhaltensauffälligkeit oder Problematik nicht beschulbar sind.

CH - Schweiz
Die gängigste Form der Begabtenförderung in der Schweiz ist die Akzeleration durch vorzeitige Einschulung und das Überspringen von Klassen. Verbreitet sind außerdem Angebote des Enrichment durch Binnendifferenzierung im Unterricht, Zusammenarbeit mit dem sogenannten „Schulhaus“ sowie schulhausinterne oder schulhausübergreifende Gruppenangebote. Auch die zeitweilige Teilnahme am Unterricht höherer Klassen und die teilweise Freistellung vom Unterricht
wird in der Begabtenförderung als Fördermaßnahme umgesetzt.
Weniger üblich, aber dennoch möglich sind Einzelmaßnahmen wie Mentorate, individuelle Lernvereinbarungen und seperative Beschulung in speziellen Klassen.
Die Tabelle gibt eine Übersicht über die Maßnahmen in den einzelnen Kantonen.
Maßnahmen (gemäss Dokumenten und Angaben der Kantone)

DK - Dänemark
Zur Zeit existieren in Dänemark zwei Schulen, die die intensive Förderung begabter Kinder strukturell im schulischen Alltag verankert haben. Dies sind die Royal Ballet Skola und das Sct Annæ Gymnasium. Die Royal Ballet Schule fördert begabte Ballett-Tänzer und Tänzerinnen. Im Sct Annæ Gymnasium werden Schüler mit besonderer Begabung in Musik und Gesang begleitet.
Förderprogramme für intellektuell besonders begabte Schüler bestehen offiziell nicht. Das Statens Pædagogike Forsøgcenter (SPF) hat die Aufgabe, neue Lehrmethoden und Sichtweisen an der angeschlossenen Schule zu entwickeln, umzusetzen und zu evaluieren. In diesem Zusammenhang werden zur Zeit am SPF Differenzierungsmaßnahmen, projektorientiertes Arbeiten, objektive Bewertung und Evaluation, Arbeiten mit einem Portfolio und demokratische
Selbstbestimmung im Unterricht erprobt.
Eine longitudinale Studie zur schulischen Begabtenförderung startete dieses Frühjahr (siehe „Forschung und fachliche Begleitung“).
Vereinzelt werden vor allem von Privatinitiativen Workshops für Kinder auf allen Schulniveaus (ISCED Level 0 – 3) organisiert. Außerdem werden Kooperationen mit Unternehmen oder „Nonprofit Organisationen“ gesucht und unterhalten. Zudem wird das Selbststudium angeregt.

ES - Spanien
Innerhalb des Schulgeschehens werden kaum spezifische Fördermaßnahmen für Begabte angeboten. Dennoch zeichnet sich zur Zeit seitens der Schulen ein wachsender Informationsbedarf über Fördermöglichkeiten ab. Auf experimentellem Niveau werden Curricula adaptiert, um eine gezielte Förderung zu verwirklichen.
Einige wenige Schulen ermutigen begabte Schüler [ISCED Niveau 1 – 3] eine Klasse zu überspringen. Aufwendige administrative Vorgänge verlangsamen jedoch die Planung von Fördermaßnahmen und behindern somit die Umsetzung.
Auf ISCED Niveau 1 & 2 wird zuweilen auch die teilzeitliche Teilnahme an höheren Klassen realisiert. Zudem werden in Spanien schulinterne Wettbewerbe auf ISCED Niveau 1 – 3 organisiert. Eine schulpsychologische Begleitung kann bei Bedarf in Anspruch genommen werden.
Einige private Institutionen bieten im außerschulischen Bereich Förderprogramme für begabte Schüler an. Neben Sommercamps werden Wettbewerbe und Aufführungen auf ISCED Niveau 1 - 3
organisiert. Auch Wochenendkurse, vertiefende Maßnahmen zu verschiedenen Themen oder „longdistance- learning“ werden angeboten.

FI - Finnland
Der Gedanke der Individualität und Wahlfreiheit in der schulischen Förderung bestimmt seit 1990 die Entwicklung und Umsetzung von individuellen Curricula. Die Umstrukturierung des Curriculums ermöglicht eine Differenzierung, die der Begabtenförderung zugute kommt.
Der Trend zur Individualisierung hat auch Auswirkungen auf die Wahl der Grundschule, in die das Kind eingeschult wird. Eltern machen mehr und mehr Gebrauch von dem Recht, ihr Kind an der Schule ihrer Wahl anzumelden.
Finnland kennt eine Anzahl schulinterner Fördermaßnahmen auf allen Schulniveaus: Vorgezogene Einschulung, Überspringen von Klassen, teilzeitliche Teilnahme an höheren Klassen, klassenweise Akzeleration, Arbeitsgemeinschaften, Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen
und/oder nicht kommerziellen Unternehmen, extra-curricularer Lehrstoff, individuelle Mentoren und Selbststudium ist auf allen Schulniveaus möglich.
Eine andere Möglichkeit der Akzeleration ist an Schulen gegeben, die nicht klassenweise unterrichten. Dies ermöglicht ein flexibles Lernprogramm. Diese Form der Förderung wird in den meisten höheren Schulen [ISCED Niveau 2 &3] angewandt. Im Grundschulbereich befindet sich dieses Modell z.T. noch in der Erprobungsfase. Außerdem bestehen Spezialschulen für Schüler auf ISCED Niveau 1, 2 und 3. Finnland kennt einige schulexterne Fördermaßnahmen für Schulniveaus 2 und 3. Vor allem finden Wettbewerbe und Sommercamps statt.
Akademische Wettebewerbe werden zu den Themen Mathematik, Physik,
Computerwissenschaften, Philosophie und Wirtschaft organisiert. Vor allem Schüler auf ISCED Niveau 2 und 3 können daran teilnehmen. Schüler, die auf diesen Wettbewerben gut abschneiden, können in speziellen Programmen auf internationale Olympiaden vorbereitet werden. Diese Programme werden von Universitätsdozenten und Seniorstudenten, d.h. ehemaligen Teilnehmern,
begleitet. Ein Sommercamp zum Thema Mathematik und Physik wird von der Fachgruppe Mathematik der Universität Helsinki organisiert.

FR - Frankreich
Das französische Schulsystem hat den Anspruch, Kinder entsprechend ihren individuellen Fähigkeiten zu fördern. In Bezug auf intellektuell begabte Schüler wird in Frankreich vor allem eine frühzeitige Einschulung und das Überspringen von Schulklassen als Fördermaßnahme umgesetzt. Am Ende der Kindergartenzeit [ISCED Niveau 0] kann eine frühzeitige Einschulung stattfinden. In der Grundschule wird primär die Möglichkeit zum Überspringen einer Klasse genutzt. Für die weiterführenden Schulen gibt es keine offizielle Richtlinie, die Maßnahmen der Akzeleration explizit erlaubt. Dennoch wird zuweilen das Überspringen einer Klasse oder die Teilnahme an
Unterrichtsfächern höherer Klassen als geeignete Fördermaßnahme unterstützt.
Schülern mit besonderen sportlichen, künstlerischen oder musischen Begabungen wird die Möglichkeit gegeben, ihre Stundenpläne so flexibel zu gestalten, dass eine außerschulische Förderung realisierbar ist. Diese individualisierte Form des Curriculums ist in den Schulrichtlinien erwähnt. Eine detaillierte Spezifizierung fehlt jedoch. Zudem gibt es in den meisten Gebieten Frankreichs spezialisierte weiterführende Schulen [ISCED Nievau 2 & 3], die spezielle Angebote für sportlich , musisch oder künstlerisch begabte Schüler
haben. Diese Schulen bieten durch ihre Unterrichtsplanung Zeiträume, die zur Ausübung der besonderen Interessen genutzt werden können. Zum Teil besteht intensiver Kontakt mit privaten Fördereinrichtungen.
Neben den genannten Fördermaßnahmen wird in den Schulrichtlinien generell die Möglichkeit genannt, das reguläre nationale Curriculum durch individuelle schulische Aktivitäten zu ersetzen oder zu ergänzen. Eine spezifische Erläuterung dieser Fördermöglichkeit fehlt jedoch und wird im Schulgeschehen auch nur selten umgesetzt. In Frankreich wird vor allem auf ISCED Nievau zwei und drei schulinterne Förderung von Begabten mit Hilfe von Wettbewerben betrieben. Zudem werden extra-curriculare Programme wie z.B das „Jeunes Vocations Artistique, Literare e Scientifiques“ in Paris organisiert.
Eine Privatschule [ISCED Niveau 2&3], auch häufig als „Eliteschule“ für hochbegabte Kinder bezeichnet, ist das „Lycée Collège Michelei“ in Nice (Nizza).
Einige weiterführende Schulen in Vésiner, Brou und Lyon nähern sich zur Zeit dem Thema der Begabtenförderung und experimentieren mit neuen Angeboten.

GR - Griechenland
Griechenland kennt keine akademischen Förderprogramme für intellektuell Begabte. Fördermaßnahmen gibt es lediglich in den Bereichen Musik und Sport.
Auf ISCED Niveau 1 wird in Schulen mit musischem Schwerpunkt die Teilnahme an höheren Klassen ermöglicht. Diese Fördermaßnahmen sind jedoch nicht verpflichtend und werden nicht in allen Spezialschulen für Musik ermöglicht.
Des weiteren wird in griechischen Schulen mit musischem Schwerpunkt das Selbststudium auf experimenteller Basis erprobt [ISECD Niveau 2 und 3]. Zur Zeit nehmen an diesem Projekt 26 Schulen teil.
Für Schulen mit dem Schwerpunkt Sport werden auf ISCED Niveau 2 & 3 spezielle Klassen gebildet, um eine optimale Förderung zu gewährleisten. Dieses Programm existiert bereits seit 1985 für Sportschulen. 1995 hat man im Lykeio mit der Formierung von Sportprofilklassen begonnen. Als außerschulische Aktivitäten werden in Kooperation mit Sportvereinen regelmäßig regionale
Sportwettbewerbe auf ISCED Niveau 3 organisiert.

HU - Ungarn
Seit 1980 wurde in vielen Schulen Ungarns systematisch ein pädagogisches Grundgerüst zur Begabtenförderung geschaffen. Daher hat Ungarn hat eine Vielzahl von Fördermaßnahmen für begabte Schüler vorzuweisen, die als Standard in die Schulabläufe verschiedener Schulen integriert
sind. Das Überspringen von Klassen und die Teilnahme an höheren Klassen findet vor allem auf ISCED Niveau 1, 2 und 3 statt. Die „Genius School for Talented Children“ in Budapest ermöglicht es z.B. seit 1990 aufgrund von musisch/künstlerischen oder intellektuellen besonderen Fähigkeiten höhere
Klassen zu besuchen oder bei besonderem Potential in mehreren Fächern Klassen zu überspringen. Allgemein ist diese Art der Akzeleration in Ungarn jedoch nicht üblich. „Enrichment“ d.h. erweiternde und vertiefende Maßnahmen, werden in Ungarn bevorzugt. Arbeitsgruppen und das Selbststudium werden in der Regel auf ISCED Niveau 2 und 3 organisiert. Extra-curricularer Unterricht wird in einer Vielzahl von Schulen betrieben und ist hier sehr populär
[vorzugsweise auf ISCED Niveau 1-3].
Einige Schulen bieten auch im Nachmittagsbereich Arbeitsgruppen an, die Themen wie Fremdsprachen, Chemie, Natur, Geschichte, Philosophie, Literatur, Muttersprache, Wissenschaft, Photographie, Schmuckschmiede, Computer, Kunstgeschichte, Medien, Naturwissenschaften, Musik, Kunst, Folklore und klassischer Tanz, Holzschnitzerei, volkstümliche und traditionelle
Weberei und Töpferei außerhalb des Schullehrplans behandeln. Dieses System wird an vielen Schulen erfolgreich durchgeführt und als vielversprechend beurteilt. Hauptsächlich findet diese Art der extra-curricularen außerschulischen Förderung 1-2 Stunden pro Woche auf ISCED Niveau 2 – 3 statt.
Die Szilágyi Erzsébet Seondary School ist eine von mehr als 20 Schulen, in der sich ein 5- Jahresprogramm etabliert hat. Die Schüler belegen hier neben dem Pflichtcurriculum zusätzliche Kurse in „Selbstentwicklung, Kommunikation und Lernstrategien“. Regelmäßig werden diese Schüler mit Hilfe von psychologischen und pädagogischen Tests begleitet, um die individuelle Entwicklung zu observieren und zu fördern. Die Böszörményi Street Primay School in Debrecen ist eine der Schulen, die auch im Grundschulbereich ihr Pflichtcurriculum um zwei Fächer (Drama-Technik und Englisch) erweitert hat.
Viele der Schulen, die extra-curriculare außerschulische Förderprogramme organisieren, bieten zusätzlich für besonders begabte Schüler in den Sommerferien Sommerkurse zu den jeweiligen Themen an.
Andere extracurriculare Programme werden vom Pädagogischen Institut in Budapest organisiert und an Schulen angeboten. Die Arany J. Primary and Secondary School versorgt z.B. auf diese Weise unter dem Motto „Wissenschaft in Englisch“ seit 1990 intellektuell begabte Schüler. Eine andere Form der Begabtenförderung, die sich zur Zeit in Ungarn etabliert, wird seit 1995 mit
Hilfe von individuellen Mentoren erfolgreich umgesetzt. Anerkannte und ausgezeichnete Wissenschaftler begleiten begabte Schüler zu speziellen Themen. Seit Beginn dieses Programms wurden bereits vier nationale Konferenzen mit den Beteiligten organisiert. Zudem führte das
Programm 1999 zur Gründung einer nationalen Vereinigung der Schüler, Lehrer und Mentoren. Das ungarische Schulsystem hat eine lange Tradition von Wettbewerben. Einer der wichtigsten Wettbewerbe ist der „Nationale Akademische Wettbewerb für Weiterführende Schulen“. Der Gewinner dieses Wettbewerbs wird an einer Universität aufgenommen. Auch die Anzahl der
Wettbewerbe auf Grundschulniveau steigen. Wenn dies notwendig ist, wird in Ungarn eine psychologische Begleitung begabter Kinder gewährleistet. Diese Form von Unterstützung ist ab ISCED Niveau 0 möglich und kann bis ISCED
Niveau 3 in Anspruch genommen werden, allerdings lediglich an einem spezialisierten Zentrum in Budapest. Neben schulinternen Fördermaßnahmen werden in Ungarn auch eine Reihe von schulexternen Fördermaßnahmen angeboten. Sommercamps, Festivals, Ausstellungen, Vorstellungen und Wettbewerbe zählen zu den Möglichkeiten, mit deren Hilfe die Entwicklung begabter Schüler gefördert wird. 1995 startete z.B. das 10-tägige Sommercamp bei Budapest. Ziel dieses Camps war, der Komplexität der Entwicklung des begabten Kindes angemessen zu beachten. Die Entwicklung der
gesamten Persönlichkeit wird mit viel eigener Freiheit zum Experimentieren, zum Erfahren, zum Beobachten, zum Spielen und Erforschen von physischen und astronomischen Phänomenen stimuliert. Zusätzlich zu schulinternen und schulexternen Fördermaßnahmen finanziert der Staat spezialisierte
Schulen, um die Entwicklung von Kindern mit besonderem musischen oder künstlerischen Potential zu fördern. Ab ISCED Niveau 1 wird an der „Simonffy Emil Music School“ das Programm zur Entwicklung musischen Talents angeboten. An der „Sárvíz Basic School of Arts ” werden besondere künstlerische Begabungen gefördert.

IE - Irland
Die Fördermaßnahmen an irländischen Schulen sind außerhalb der jeweiligen Schule nur wenig bekannt. Es bestehen keine formellen Programme. Jede Schule hält sich an ihre eigenen Schulrichtlinien. In der Regel werden bei spezifischen innerschulischen Fördermaßnahmen in Abhängigkeit vom jeweiligen Leistungsniveau Akzeleration und Enrichment miteinander kombiniert. Die Enrichmentmaßnahmen lassen sich in der Regel jedoch lediglich durch private
Initiativen der Lehrkörper realisieren. Das Überspringen von Klassen als geeignete Fördermaßnahme für begabte Kinder findet keine breite Zustimmung. Obwohl einige Schulen das Überspringen von Klassen befürworten, lehnen
andere diese Maßnahme ab. Die Begrenzung der finanziellen Mittel wie auch mangelnde praktische Möglichkeiten schränken die Effektivität der verschiedenen Förderansätze ein. Außerschulische Fördermaßnahmen werden vor allem auf ISCED Niveau 3 mit Wettbewerben organisiert. Die IBM/DCU Irish Science Olympiad (ISO) fordert auch Kinder auf ISCED Niveau 0 auf, an der Dublin City University ihr Wissen in Biologie, Chemie Informatik und Physik in
Olympiaden unter Beweis zu stellen. Ziel ist, ein angemessenes nationales und internationales Niveau zu erreichen. Schüler bekommen die Möglichkeit, Irland nach einer erfolgreichen nationalen Wissenschaftsolympiade in internationalen Olympiaden der Bereiche Biologie, Chemie, Informatik oder Physik zu vertreten. An dieser Förderung sind die University Colleges in Dublin, Cork, Galway und die Universität Limerick beteiligt. Das CTYI (Center for Talented Youth – Ireland) an der City University Dublin wurde 1992 gegründet und organisiert seither neben Sommercamps auch Wochenendkurse auf ISCED Niveau 2 und 3 für musisch/künstlerisch, sozial und intellektuell begabte Schüler.

IT - Italien
Italien realisiert offiziell keine Fördermaßnahmen für begabte Schüler. In der Vergangenheit haben sich private Initiativen gebildet, die Vorschulen und Grundschulen für Hochbegabte errichten wollten. Diese Projekte waren jedoch erfolglos, da neben finanziellen Engpässen auch die Eltern dieses Konzept nicht akzeptierten. Vorherrschend ist die Auffassung, dass Kinder in ihrem
„natürlichen“ Umfeld aufwachsen sollten, Aufgabe der Schule als sozialer Institution in erster Linie die Eingliederung in die Gesellschaft ist.
Die Möglichkeit einer vorgezogenen Einschulung besteht ausschließlich in privaten Grundschulen. Zudem ist es lediglich in privaten weiterführenden Schulen erlaubt, bei entsprechenden Leistungen die zwei Abschlussjahre auf ein Jahr zu verkürzen. Renommierte Schulen wie z.B. das Parini oder das Manzoni in Milano (Mailand) wählen ihre Schüler nicht durch Aufnahmetests aus, sondern durch ihr hohes Anforderungsniveau. Schüler, die diesem Niveau gerecht werden, erhalten dort eine dementsprechende Förderung. Dadurch wird eine
stark leistungsorientierte Auffassung von Begabung vertreten.
Sportwettbewerbe werden vom CONI ausgeschrieben. Nationale Institute organisieren diese Aktivitäten in Zusammenarbeit mit Schulen.
Internationale Austauschprogramme werden auf freiwilliger Basis angeboten. Diese müssen jedoch von Familien und Lehrern geplant und umgesetzt werden.
Fördermaßnahmen für begabte Kinder werden vor allem im außerschulischen Bereich durch Privat - oder Gruppeninitiativen organisiert. Programme, die auf solche Weise erstellt werden, setzen jedoch eine gute Kooperation der verschiedenen Beteiligten voraus. Selbständig müssen neben
geeigneten Korrespondenten, Mentoren, Lehrern, Gruppen und Schulen auch die passenden Örtlichkeiten gefunden werden. Eine engagierte familiäre Unterstützung ist unerlässlich. Dadurch nehmen an den Förderprogrammen in Italien hauptsächlich begabte Kinder, die aus einem gebildeten und fürsorglichen Elternhaus stammen, teil. Lokale Organisationen oder wissenschaftliche Institutionen bieten verschiedenste Aktivitäten für
begabte Kinder an. Olympiaden werden zu den Themen Mathematik, Physik, und weitere naturwissenschaftliche Fächer ausgerichtet. Außerdem werden Poesiewettbewerbe veranstaltet. Da die Schüler in Italien hauptsächlich vormittags beschult werden, bleibt ihnen viel Freizeit, um
anderen Aktivitäten nachzugehen. Ergänzende Fördermöglichkeiten können daher in dieser Zeit auf privater Basis aufgenommen werden.

LU - Luxemburg
In Luxemburg wird im innerschulischen Bereich neben der vorgezogenen Einschulung auch das Überspringen von Klassen auf ISCED Niveau 1 – 3 als Fördermaßnahme umgesetzt. Innerhalb des Grundcurriculums besteht seitens der Schule die Möglichkeit, optional extracurriculare Kursangebote wie z.B. Mathematik, experimentelle Forschungsmethoden, Literatur usw. anzubieten. Darüber hinaus kann jede Schule nach eigenem Ermessen außerordentliche
Projekte -die sogenannten „d’établissement“- organisieren, die sich auch im besonderen auf begabte Schüler konzentrieren können.
Vertiefendes Selbststudium wird als Fördermaßnahme vor allem auf ISCED Niveau 2 & 3 angewandt.
Zudem unterhalten manche Schulen Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen oder nichtkommerziellen Unternehmen, um Angebote der Begabtenförderung auch in der Schule zu realisieren.
Eine weitere Form der Begabtenförderung bieten innerschulische Wettbewerbe, die auf allen Niveaus (ISCED Niveau 0 - 3) ausgetragen werden.
Im übrigen steht psychologische Begleitung zur Verfügung.
Außerschulisch werden in Luxemburg eine Reihe von Fördermaßnahmen von Vereinen, Unternehmen und nicht-kommerziellen Organisationen verwirklicht.
Kurse in u.a. Musik, Tanz, Theater und Kunst werden gegen einen geringen Kostenbeitrag für talentierte Kinder und Jugendliche auf ISCED Niveau 0 –3 angeboten, die sich in der Regel in Wettbewerben bewiesen haben.
Zudem wird ein breites Angebot an sportlichen Aktivitäten zur Förderung begabter Kinder angeboten. Auch hier werden Wettbewerbe ausgetragen.
Außerdem werden für begabte Kinder in Luxemburg regelmäßig Sommercamps, Festivals, Ausstellungen und Aufführungen organisiert.
Die besondere Förderung intellektuell begabter Kinder bleibt jedoch den Instanzen des offiziellen Bildungssystems vorbehalten.

LV - Lettland
Spezielle schulinterne Fördermaßnahmen werden in Lettland vor allem auf ISCED Niveau 3 umgesetzt. Hier bestehen Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen oder nicht-kommerziellen Unternehmen. An der Riga Commerce School wird extra-curricularer Lehrstoff angeboten und mit
Hilfe von „Kreativen Gruppen“ zu verschiedenen Themen vertiefend, auch in Projektwochen, aktive Förderung betrieben.
Schulinterne Wettbewerbe bilden auf ISCED Niveau 1 – 3 eine weitere Form der schulinternen Förderung von Begabten.
Auch im schulexternen Bereich werden Wettbewerbe und Festivals auf ISCED Niveau 1 – 3 organisiert. Im übrigen werden begabte Schüler in Sommercamps oder anderen kulturellen und sportlichen Aktivitäten besonders gefördert.
Einige Schulen bieten Schwerpunkte und damit eine Spezialisierung in den Bereichen Musik, Mathematik, Sprachen, Wirtschaft, Sport und Kunst an.

NL - NiederlandeDurch die Integration der Kindergärten in die Grundschule ist es möglich, Kinder früher als normal in die Gruppe 3 [ISCED Niveau 1] gehen zu lassen. Es ist jedoch nicht erlaubt, Kinder früher als
mit 4 Jahren in die Basisschule aufzunehmen. Wenn sie dieses Alter erreicht haben, können sie Klassenüberspringen und auch frühzeitig in die weiterführende Schule eingeschult werden. In der Praxis passiert es manchmal, dass Kinder ‘gedoogd’ (geduldet) werden, wenn sie noch nicht 4 Jahre
sind. Obwohl in offiziellen Statistiken nur sehr wenig über Schüler zu finden ist, die früher als normal in die weiterführende Schule gehen, wird diese Fördermaßnahme sehr regelmäßig umgesetzt (Hoogeveen, 2001). Im allgemeinen sind das Überspringen von Klassen oder andere Akzelerationsmaßnahmen gängige Fördermaßnahmen. Arbeitsgemeinschaften kennt man vor allem in Reformschulen (Montessori, Jenaplan, Dalton,
Freinet), die in den Niederlanden weit verbreitet sind. Auch in Regelschulen wird diese Form der Förderung verwendet.
Die Zusammenarbeit mit kommerziellen oder nichtkommerziellen Unternehmen wird bezüglich der Begabtenförderung eher in Ausnahmefällen gesucht. Es gibt eine Organisation, die sich speziell um begabte Schüler im Mathematikunterricht kümmert (Vierkant voor Wiskunde). Daneben gibt es nicht-kommerzielle Unternehmen die sich mit spezifische Themen an Schulen und Schüler wenden,
nicht jedoch Begabte als Schwerpunkt haben (z.B.: NOVIB, eine Organisation, die Entwicklungshilfe unterstützt). Universitäten bieten Möglichkeiten für Schüler der weiterführenden Schulen, an Teilen des Curriculums teilzunehmen (z.B. Masterclasses an der Universität von Amsterdam).
Einige Schulen bieten extra-curricularen Unterricht an. Dabei steht vor allem Sport und Musik im Vordergrund. An einigen Gymnasien werden sportliche oder musikalische Schwerpunkte gelegt. Einige dieser Schulen kooperieren mit Sport- oder Musikinstituten, um eine solche Förderung gewährleisten zu können. In diesen besonderen Fällen kann dann auch die Unterrichtspflicht teilweise aufgehoben werden. Mentoren gibt es lediglich in Einzelfällen.
Psychologische und pädagogische Beratung und Betreuung wird in der Regel von
schulpsychologische Beratungsstellen angeboten [ISCED Niveau 0 – 3].
Wettbewerbe gibt es auf ISCED Niveau 1 bis 3. Der ‘Toptoets’ wird in Grundschulen angeboten. Für die ältesten Schüler der Grundschulen und für Schüler der weiterführenden Schulen gibt es, wie in anderen Länder Europas, den Kangoeroe-Wettbewerb im Bereich Mathematik. Darüber hinaus
gibt es Olympiaden im Bereich Mathematik, Physik und Informatik [ISCED Niveau 2 und 3]. Es gibt landesweit einige Wettbewerbe oder Aktivitäten für Jugendliche, die auf Innovation und Kreativität zielen, oder in Verbindung mit Bibliotheken organisiert werden. Diese sind für alle Kinder zugänglich und zielen nicht nur auf Hochbegabte ab. Sommerkurse, Schülerakademien oder sonstige in den Sommerferien organisierte Veranstaltungen finden nur sehr wenig statt.

PL - Polen
Die Schulreformen in Polen ermöglichen eine Anzahl schulinterner Fördermaßnahmen.
So ist nicht nur die frühe Einschulung auf allen ISCED Niveaus, sondern auch das Überspringen von Klassen auf allen Schulniveaus (ISECD Niveau 1-3) möglich. Teilzeitliche Teilnahme an höheren Klassen, Workshops und Wettbewerbe werden auf ISCED Niveau 1-3 umgesetzt.
Als vertiefende Maßnahme wird in Polen auf allen Niveaus angeboten, extra-curricularen Lehrstoff zu bearbeiten. Auch Selbststudium sowie individuelle Begleitung durch Mentoren wird in den Schulen angeboten. Zudem werden Schüler bei Bedarf psychologisch betreut. An schulexternen Fördermaßnahmen werden vor allem auf ISCED Niveau 1-3 Sommercamps, Wettbewerbe und Ausstellung organisiert. Das „Academic Gymnasium“ in Toruń (ISCED Niveau 1&2) hat sich seit 1998 auf die Beschulung von Begabten spezialisiert. Hier wird den Schülern ermöglicht, einen individuellen Lehrplan auf künstlerischen oder naturwissenschaftlichen Gebiet zu erstellen.

PT - Portugal
Folgende innerschulische Fördermaßnahmen werden in Portugal umgesetzt:
Die vorgezogene Einschulung findet vor allem auf ISCED Niveau 1 statt. Das Überspringen von Klassen sowie die teilzeitliche Teilnahme an höheren Klassen wird auf ISCED 1 und 2 ermöglicht. Darüber hinaus wird auch extracurricularer Lehrstoff ab ISCED Niveau 1 angeboten. Außerdem wird in Portugal auf eine individuelle Begleitung von Schülern oder Schülergruppen aller Schulniveaus durch Mentoren oder Tutoren zurückgegriffen. Zur Begabtenförderung werden ferner Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen und/ oder nicht kommerziellen Unternehmen unterhalten. Zudem werden Wettbewerbe zu verschiedensten Themengebieten organisiert. Auch die psychologische Begleitung begabter Kinder wird ermöglicht. Das Colégio Paulo VI (ISCED Niveau 2 & 3) in Gondomar hat sich zudem mit einem Erweiterungsprojekt namens „Oportas Abertas [Offene Tür]“ der Begabtenförderung im Speziellen
angenommen. Zwei mal pro Woche werden zwei bis drei Stunden mit erweiterndem und vertiefendem Unterricht verbracht. Solche oder ähnliche Förderungen finden auch in anderen Schulen statt. In der Regel müssen diese jedoch privat finanziert werden. In spezialisierten Schulen für Musik und Tanz wird im allgemeinen der gleiche Lehrstoff behandelt wie an anderen Schulen. Es werden lediglich mehr Kurse in Musik und Tanz abgehalten. Ähnliches
gilt für Sportschulen.
Im außerschulischen Bereich werden in Portugal Erweiterungsprogramme wie das Pedais Programm von ANEIS in Braga umgesetzt. Zudem organisiert ANEIS jährlich einwöchige Sommercamps für begabte Kinder auf ISCED Niveau 2. Weitere Sommerkurse u.a. zum Thema Photografie oder Geschichte werden vor allem für ältere Schüler ab ISCED Niveau 2 angeboten. Olympische Wettbewerbe werden in Naturwissenschaften und Literatur ausgetragen.
Ferner finden Musik- und Kunstfestivals statt, die in der Regel von Schulen organisiert werden.

RO - Rumänien
Durch das „Neue Nationale Curriculum“ (seit 1998) wurden in Rumänien neue Handlungsansätze in der Begabtenförderung möglich.
Neben dem Überspringen von Klassen auf allen Schulniveaus und der vorgezogenen Einschulung in die Grundschule wird auf ISCED Niveau 0 – 4 sowohl extracurricularer Unterrichtsstoff angeboten wie auch eine individuelle Förderung mit Hilfe von Mentoren und Kooperationen mit Wirtschafts- und nichtkommerziellen Unternehmen umgesetzt. Zudem kann in Rumänien eine psychologische Begleitung in Anspruch genommen werden.
Sowohl schulintern als auch schulextern haben Wettbewerbe in Rumänien eine lange Tradition. Sie sind sowohl bei den Organisatoren als auch bei den Teilnehmern sehr populär. Daher besteht auf institutionellem, lokalem, nationalem und internationalem Niveau ein reichliches Angebot. Vor
allem in den naturwissenschaftlichen Fächer gibt es eine Vielzahl von Wettbewerben. Es werden aber auch Wettbewerbe bezüglich künstlerischer und musischer Fähigkeiten ausgetragen. Seit 2001 ermöglicht das Bildungsministerium die Einrichtung von neun Lernzentren „Center of
Excellence“ (CETCP), um Schülern mit ausgezeichneten akademischen Leistungen, vor allem in den Naturwissenschaften, zusätzliche Herausforderungen zu bieten und sie für internationale Schulolympiaden zu qualifizieren. Der Fortbestand dieser Zentren ist jedoch aus finanziellen
Gründen unsicher. Gewinnern von Olympiaden stehen Sommercamps offen, die vom Bildungsministerium und lokalen Schulautoritäten organisiert werden. In der Regel werden keine Gebühren für die Teilnahme erhoben. Ein systematisches nationales Programm, das alle Interessengebiete abdeckt, konnte bislang nicht umgesetzt werden.
Einige weitere, zum Teil auch nichtstaatliche Organisationen wie z.B. RO-Talent, veranstalten Sommercamps für kleinere Gruppen von begabten Schülern. Hier gelten weniger strenge Aufnahmekriterien. Dafür müssen in der Regel die Kosten von den Teilnehmern selber getragen werden. Auf schulexternem Niveau werden Musikfestivals und Kunstausstellungen, in der Regel lokal oder
national, für Begabte organisiert.

SE - Schweden
Fördermaßnahmen für begabte Kinder sind in Schweden eine Seltenheit. Lediglich lokale Schulen in der Umgebung Stockholms gehen ansatzweise auf die Thematik „Begabung“ ein und versuchen, eine differenzierte Förderung begabter Kinder zu realisieren. Eine kleine Anzahl schwedischer Schulen experimentiert Maßnahmen der Akzeleration und des Enrichment. Dies findet jedoch keine allgemeine Anerkennung im Regelunterricht.

SI - Slowenien
In Slowenien wird eine Vielzahl von Fördermaßnahmen umgesetzt.
Im innerschulischen Bereich ist das Überspringen von Klassen auf allen Schulniveaus [ISCED Niveau 1 – 3] möglich. Eine vorgezogene Einschulung ist lediglich auf ISCED Niveau 2 & 3 möglich. Begabte Schüler werden in Schulen durch Workshops und mit extra-curricularem Lehrstoff besonders gefördert. Eine weitere Form der Förderung wird durch Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen [ISCED Niveau 2 & 3] sowie mit Hilfe von Selbststudium [ISCED Niveau 3] umgesetzt. Individuelle Mentoren für die Förderung Begabter stehen an weiterführenden Schulen zur Verfügung. Im allgemeinen kann auch eine psychologische Begleitung in Anspruch genommen werden. Eine besondere Form der Förderung wird mit Hilfe einer spezialisierten Schul - und
Studienbegleitung geboten. Außerdem finden regelmäßig schulinterne Wettbewerbe in Wissenschaft, Kunst und Sport statt. Eine besondere Form der innerschulischen Förderung wird in Slowenien mit „Jugend-Forschungs-
Gruppen“ betrieben. Auch im schulexternen Bereich werden Wettbewerbe in Wissenschaft, Kunst und Sport ausgetragen [ISCED Niveau 1 – 3]. Zudem werden Kunstausstellungen [ISCED Niveau 0 – 3] und Aufführungen verschiedenster Art [ISCED Niveau 1 – 3] oder Festivals [ISCED Niveau 2 & 3]
organisiert. Sommercamps werden in den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Sport für begabte Schüler in weiterführenden Schulen [ISCED Niveau 2 und 3] angeboten. Im übrigen haben sich Spezialschulen für Musik und Tanz sowie eine Sportschule etabliert.

UK - England
In England wird eine Vielzahl von Fördermaßnahmen umgesetzt.
Im schulinternen Bereich ist die vorgezogene Einschulung auf allen Niveaus möglich [ISCED Niveau 0 – 3].
Das Überspringen von Klassen, die teilzeitlichen Teilnahme an höheren Klassen, die klassenweise Akzeleration, extra-curricularer Unterricht sowie individuelle Mentoren werden als weitere Fördermaßnahmen auf ISCED Niveau 1 – 3 eingesetzt. Insbesondere diese Maßnahme wird von der Regierung befürwortet und gefördert. Auf ISCED Niveau 2 & 3 wird Selbststudium von Regierungsseite unterstützt. Dennoch sind nur wenige Beispiel aus der Praxis bekannt.
Obwohl psychologische Begleitung auf ISCED Niveau 1 – 3 grundsätzlich möglich ist, bleibt dies in der Regel Schwachbegabten vorbehalten. Im allgemeinen ist die psychologische Begleitung von Begabten im schulpsychologischen Dienst ausgeschlossen. Im übrigen werden verschiedenste Enrichmentmaßnahmen zur Zeit erprobt. Teilziel des staatlichen Begabtenförderprogramms ist es, Schulen mit Spezialisierungen in verschieden Unterrichtsfächern wie „Sprachen“, „Kunst“, „Naturwissenschaft“ und „Technologie“ für die Begabtenförderung zu qualifizieren. Einige Privatschulen haben es sich ebenfalls zum Ziel gesetzt, begabte Schüler besonders zu fördern.
Im schulexternen Bereich werden für begabte Schüler regelmäßig Sommercamps angeboten [ISCED Niveau 1 & 2].
Die Teilnahme an höheren Kursen wie z.B an Universitäten wird zuweilen Schülern auf ISCED Niveau 2 und 3 ermöglicht.
Einige „Master Classes“ werden auf ISCED Niveau 1 – 3 veranstaltet.
Sowohl nationale Festivals als auch Aufführungen werden lokal organisiert, sind jedoch nicht offizieller Teil des staatlichen Förderprogramms [ISCED Niveau 1 – 3]. 2002 wurde zum ersten Mal der „World Class Test“ durchgeführt. Im gleichen Jahr hat sich die „Academy for Talented Youth“ etabliert, in der Kurse für begabte Schüler angeboten werden..

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